Dienstag, 22. Dezember 2009

Und wieder zurück in Europa

Am Samstag, dem 10. Oktober ging’s wieder zurück nach Europa. Wir waren auf zwei verschiedenen Flügen gebucht und mussten daher unser Gepäck aufteilen. Nico wollte sein Djembé bei sich behalten, also beschlossen wir, dass ich dafür einen größeren Teil der anderen Sachen nehme. Unsere erste Möglichkeit das Gepäck zu wiegen war allerdings erst am Flughafen: Nicos Rucksack – 20kg, das Djembé – 14kg, mein Rucksack 25kg. Nico durfte aber nur 30kg mitnehmen, da er mit PointAfrique flog. Ich hingegen durfte bei AirFrance viel mehr Gepäck einchecken. Ja, aber ich sollte auch nach dem Flug quer durch Paris allein mit dem Bus fahren. Naja, was blieb uns anderes übrig, ich musste also mit extra-schwerem Rucksack und Djembé losziehen…

In Paris CDG gelandet, bin ich auch gleich zur Gepäckausgabe. Mein Rucksack lies auch gar nicht lang auf ich warten, das Djembé allerdings schon. Also wartete ich und wartete ich. Irgendwann schaute ich dann mal auf den Bildschirm und sah, dass alle Gepäckstücke meines Fluges draußen waren. Nur wo war das Djembé? Sehen konnte ich es jedenfalls nicht. Ich lief zu zwei Flughafenangestellten, die gleich beim Eingang standen. Sie fragten, ob es Übergröße hat. Nee, ist eigentlich genauso groß, wie der Rucksack, aber schon irgendwie etwas Besonderes... Sie grinsten und zeigten auf einen Gegenstand gleich vor den Telefonen nicht weit vom Ausgang… und ja, da war es ganz verlassen und allein mitten im Nichts, an einem Platz, wo alle Reisenden früher oder später vorbeilaufen. Erleichtert und glücklich hab ich alles auf den Wagen aufgeladen und lief zum Ausgang…

Es dauerte nicht lange und schon wurde ich von der Seite angesprochen. Mein erster Gedanke: ‚Was hier auch nervende Straßenverkäufer?’… und dann merkte ich, dass der Herr vom Zoll war. Er fragte nach meinem besonderen Gepäckstück und wohin ich reise: Bretagne (das Eis war gebrochen). Dann wurde alles Gepäck durchleuchtet und außer dem kleinen Djembé im Großen nichts weiter gesehen… ich durfte gehen, allerdings erst nachdem ich noch eine letzte Frage beantworten musste: „Wie wird denn dein Vorname ausgesprochen?“ Schon irgendwie nett die Leute vom Zoll…

Freitag, 6. November 2009

AVECSTOGO

Übrigens, falls ihr mehr über die Organisation AVECS Togo wissen wollt, hier ist ein Link zu ihrer Website: http://avecstogo.wifeo.com/

Bleibt noch die Frage, was ist mit den Projekten für die ich nach Afrika gegangen bin?

Ja, das waren zum einen das Waisenhaus und zum anderen die psychologische Hilfe im Gefängnis. Im Waisenhaus habe ich dann auch drei Monate gearbeitet, was eine schöne aber auch anstrengende Erfahrung war. Mein Französisch ist besser geworden und ich habe auch viel dazu gelernt. Ob mein Beitrag viel gebracht hat, glaube ich allerdings weniger. Die Erzieherin hatte mich zwar um Tipps und Rückmeldung gebeten, allerdings bei meinen Besuch vier Monate später hatte sich nicht viel verbessert (wie ich auch schon hinsichtlich der Rückmeldung anderer Freiwilliger beobachtet hatte).

Die psychologische Hilfe im Gefängnis war schlicht und einfach (noch) gar nicht möglich, wie ich einige Wochen nach meiner Ankunft in Sokodé endlich herausgefunden hatte. Das Projekt war zwar schon in der Planung und Gespräche mit dem Gefängnis und Staatsanwalt hatten wohl auch schon stattgefunden, aber mit den Gefangenen wurde noch nicht gearbeitet, da man nicht genügend finanzielle Mittel zur Materialbeschaffung hatte (wie man mir sagte). Viel war nicht nötig, da außer der psychologischen Hilfe, vorerst nur ein Alphabetisierungskurs angeboten werden sollte und da lag es Nahe, dass ich ein wenig aushelfe, denn schließlich war die Arbeit im Gefängnis ja das Projekt für das ich hauptsächlich angereist war. Einen Monat später ging dann endlich der Alphabetisierungskurs los. Ich dachte, das ist besser als nichts und half auch gleich bei den ersten drei Unterrichtsstunden mit. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass mein Französisch einfach nicht ausreichend für diese Aufgabe war (vor allem Aussprache, Rechtschreibung, Grammatik)… dann war es auch schon Zeit Sokodé zu verlassen für die kleine Reiseunterbrechung, welche zwischen den zwei Projekten liegen sollte… Ich hatte dann noch einige Male bei AVECS (der Organisation mit der ich reiste) angefragt ob psychologische Hilfe jetzt möglich ist, aber leider keine Antwort darauf bekommen. Da die Alphabetisierung keine geeignete Alternative war und noch eine Runde Vollzeit-Waisenhaus mich auch nicht gerade anzog (leider bin ich letztendlich doch nicht die begabteste Alleinunterhalterin für größere Gruppen von Kindern), bin ich bei Nico geblieben und habe ihm ein wenig bei seinen Microkreditprojekten geholfen.

Hilfe für Afrika

Der deutsche Botschafter in Cotonou sagte mal zu mir, dass die meiste Hilfe nur ein Tropfen auf ’nem heißen Stein ist. Man kommt, hilft, geht und irgendwie hat sich doch nichts verändert. Der einzelne Freiwillige, der da eifrig an der Seite Einheimischer im Gesundheits- oder Sozialwesen oder auf den Feldern sein Bestes gibt, wird nur begrenzt bis gar keine längerfristigen Veränderungen bewirken (mit eventuell der Ausnahme von Alphabetisierung und anderen Bildungsangeboten, wobei diese oftmals besser von Einheimischen realisiert werden, da diese in den lokalen Dialekten und kulturspezifisch unterrichten können). Selbst einige der größeren Projekte, die mit westlicher Hilfe realisiert wurden – Strassen, Bananenplantagen, Laboratorien etc. – sind aufgrund mangelnder Instandhaltung früher oder später wieder zugrunde gegangen…

Also gar nicht mehr helfen? Nee, natürlich nicht. Microkredite scheinen eine ganz gute Lösung zu sein. Zumindest helfen sie Veränderungen zu schaffen, die von der einfachen Bevölkerung ausgehen und dadurch auch Erfolge erzielen, die hoffentlich langfristiger sind. Und wir haben da so einige fleißige Unternehmer kennengelernt, die mit Hilfe von Microkrediten ihr Leben verbessert haben und dadurch indirekt auch die örtliche Wirtschaft und Gemeinschaft gestärkt haben. Aber auch Hilfsprojekte, wie Plan oder SOS Kinderdorf, die hauptsächlich vor Ort ihre Mitarbeiter rekrutieren, um örtliches Wissen und Fähigkeiten zu fördern und aufrechtzuerhalten, sind sicherlich Unterstützung wert. Heifer fanden wir auch beeindruckend. Da wurden den Dorfeinwohnern nicht nur Tiere, Stall und Bildung gegeben, sondern auch abverlangt, dass sie vom Einkommen aus der Zucht den Stall nach und nach zurückzahlen und eine bestimmte Anzahl der Nachkömmlinge an eine andere Familie abgeben, so dass das Geschenk ‚weiterleben’ kann und noch vielen anderen Dorfbewohnern helfen kann. Auch hier wurde mit Einheimischen zusammengearbeitet, die potentielle kulturbedingte Probleme schnell erkennen und mit geeigneten Maßnahmen entgegen wirken konnten.

Fazit

Afrika hat mich so manchmal zum schmunzeln gebracht. Da sieht man zum Beispiel erwachsene Männer ganz stolz dahin strampeln auf ihrem Kinderfahrrad (natürlich gebraucht erstanden) und pinkfarbene Mädchenrucksäcke auf Herrenrücken. 25°C sind schon ausreichend kalt, um sich schnell den Anorak oder Wollpulli überzustreifen und Mützen aller Art sind ohnehin ein modischer Knaller (inklusive Bommelmützen, Schlafmützen und Plüschmützen)…

Abseits vom europäischen Luxusleben und Stress fand ich es direkt richtig angenehm mal ganz einfach zu leben und nicht ständig unter Druck zu stehen. Und irgendwie war es dann auch gar nicht so verwunderlich, dass die Menschen im Allgemeinen so viel glücklicher und ausgeglichener wirkten.

Eine Sache hatte mich allerdings doch ziemlich genervt in Afrika und das war das ständige ‚gib mir das’ oder ‚gib mir jenes’, vor allem wenn es von Kollegen oder Freunden kam. Ob nun Geld oder Sachgegenstände, frei nach dem Motto ein ‚Weißer’ hat doch eh genug und sollte doch auch etwas abgeben können… sicherlich liegt das auch allgemein in der Kultur, da auch untereinander die Afrikaner sich direkt und ohne Scheu um (Geld-)Geschenke bitten, nur wenn dein vermutlicher Reichtum allein an der Hautfarbe festgemacht wird, kann das schon nerven und man fragt sich dann natürlich auch: „ist der jetzt wirklich ein Freund oder ist der bloß an dem vermeintlichen Gewinn interessiert?“ Ich habe ja eigentlich auch gar nichts dagegen, das zu teilen, was ich habe. Allerdings frustriert es mich, wenn ich dann sehe, dass meine Geschenke zum Fenster raus geworfen werden (da wird das Geld für Zigaretten ausgegeben oder Spielzeug einfach draußen Wetter und Hunden ausgesetzt). Frustrierend ist auch, wenn man merkt, das der Beschenkte sich nur darauf verlässt, dass andere aushelfen, aber selbst nicht viel tut, um seine Situation zu verbessern. Zum Glück war nicht jeder so und auch wenn man bei Anfrage nichts gab, hatte man nicht mit Aggressionen oder so zu rechnen; nur eben mit Enttäuschung und eventuell dem Stigma geizig zu sein oder nicht helfen zu wollen.

Freitag, 30. Oktober 2009

Obama

Der Mann ist noch gar nicht lange im Amt, hat aber schon einen bleibenden Eindruck hinterlasse. Ob nun Straßen, oder Restaurants oder auch Bars, es wurde schon viel nach Obama benannt. Auf dem Weg von Sokodé nach Lomé, unweit von der Hauptstadt, habe ich selbst einen Wegweiser nach Obama-Dorf gesehen. Da hab ich schon nicht schlecht geschaut … Ist ja auch alles kein Wunder, wenn man sieht, dass Obama sich ein Poster teilt mit Bob Marley…

Dienstag, 27. Oktober 2009

Bombardiert

In Lomé waren wir in einem Hotel, das einen schönen großen Baum im Restaurantgarten hatte und damit wunderbare schattige Tische. Und wir haben den Garten richtig oft genossen. Einigen der Baumnutzer schien das allerdings gar nicht so gut zu gefallen, oder vielleicht waren es auch nur Scherzkekse mit einem schlechten Geschmack… zumindest sind ab und zu, und mit Sicherheit nicht zu selten, solche harten Dinger vom Baum geflogen und auf Sonnenschirme, Tische und Stühle geknallt. Ich konnte leider nicht erkennen, wer uns da bombardiert. Ich sah lediglich Schatten, die zum und weg vom Baum flogen. Das laute Knallen beim Aufschlag der Früchte auf Sonnenschirmen hat mich jedoch des Öfteren ordentlich erschreckt und das Früchtchen, das auf meinem Rücken gelandet war, hatte richtig weh getan. Ein wenig Detektivarbeit hat schnell viele kleine Zähnchenabdrücke in dem grünen Fruchtfleisch aufgedeckt … und die Laute haben sie dann verraten: wir wurden bombardiert durch Flughunde!

Montag, 26. Oktober 2009

Kreativität im Spiel

Viel Geld haben ja bekanntlich die meisten Leute in Afrika nicht. Also teures Spielzeug oder Gesellschaftsspiele zu kaufen ist da nicht drin. Muss aber auch nicht. Vieles kann man nämlich auch selbst kreieren und da haben wir einige tolle Spiele und Kreationen kennengelernt.

Also in Lomé haben wir am Straßenrand zwei Herren ein Spiel spielen sehen, dass sie logischerweise Hölzchenspiel nannten (Foto). Wenn ich mich recht erinnere, musste man eine Reihe voll mit seinen Stöckchen bekommen um zu gewinnen. Diese kleinen Stöckchen hatten sich auch schon im Waisenhaus bewährt, wo eine der Erzieherin je fünf davon in Erdhäufchen versteckte und dann von den Kindern um die Wette suchen ließ.

Und dann haben wir auch eine afrikanische Version des französischen Spiels Pétanque bewundert. Die Regeln schienen ähnlich, nur das halt anstelle der Metallkugeln, zerknüllte und zum Ball geformte Aluminiumfolie oder Papier verwendet wurde. Man hat sich sozusagen seine Kugeln selbst hergestellt und die schienen auch gut zu funktionieren, denn Spaß hatten die Kinder auf jeden Fall damit. Das gilt auch für all das andere selbsthergestellte Spielzeug, mit dem Afrikas Kinder so spielen: einfache kreative Lösungen für täglichen Spaß…

Dienstag, 13. Oktober 2009

…und dann auch noch seekrank!

Was waren wir aufgeregt, als wir lasen, dass es Wale vor der Küste Togos gibt. Da haben wir uns natürlich gleich bei den Tourismusbehörden in Togo erkundigt, wie und wo man nun die Wale am Besten sehen kann. Die enttäuschende Antwort lautete: nee, das war einmal vor langer langer Zeit, heute kommt kein Wal mehr vorbei. … Dann wieder ein Funke Hoffnung, als ein Bekannter im Hotel uns von Walen berichtete die am vorigen Tag in der Nähe vom Strand gesichtet wurden. Eine Woche lang sind wir dann Tag täglich für ein Weilchen am Strand entlang spaziert, aber konnten nichts entdecken. Die Zeit drängte und irgendwie schien uns diese Methode nicht ausreichend erfolgversprechend. Also begannen wir uns nach Boten zu erkundigen und fanden auch jemand der regelmäßig Touristen mit raus aufs Meer nimmt (der Inhaber des Restaurants ‚Alt München’ gleich beim Hafen). Also Termin gemacht und mitgefahren.

Ein bisschen Pech mit dem Wetter hatten wir gehabt, da dies der einzige Tag in unseren drei Wochen Lomé war, an dem es regnete (wenn auch nur für 10 Minuten) und die Wetterfront hat uns auf hoher See auch ordentlich durchnässt. Nichtsdestotrotz hat unser stolzer Nico kräftig beim Fischfangen geholfen, während wir alle gespannt Ausschau nach der Hauptattraktion, den Walen, hielten. Naja, zugegebener Maßen habe ich mehr Zeit damit zugebracht über der Reling zu hängen, aber das passiert schon mal… und dann endlich die ersten Walfontänen am Horizont (gleich unter der Regenfront) und dann nicht allzu lang danach schwammen diese possierlichen Tierchen auch schon neben unserem Boot. :-)

Lokossa

Als wir in Lokossa, einer kleinen beninischen Stadt an der Grenze zu Togo, ankamen, landeten wir an einem Ort der ganz sicher nicht sehr oft vom ‚Weißen Mann’ beglückt wird… aber woher wissen wir das? Naja, als erstes sahen wir eine Woche lang außer uns keinerlei weiteren ‚Weißen’ weit und breit. Auch waren auf dem Markt keinerlei touristische Angebote zu sehen und die Restaurants (selbst die vornehmeren Hotelrestaurants) boten nichts als Afrikanische Speisen an. Es war direkt mal angenehm das wahre afrikanische Kleinstadtleben mitzuerleben. Ja, und dann war da noch der wirklich deutlichste Indikator: kleine Kinder, die beim puren Anblick von uns so erschrocken sind, dass sie kreischend und weinend das Weite gesucht haben oder sich hinter Muttis Rockzipfel versteckt haben. Das war natürlich nicht eine Reaktion auf die wir stolz waren, aber was konnten wir tun. In den Augen der Kleinen müssen wir eher wie Gespenster ausgesehen haben, als die freundlichen Besucher aus fernen Ländern.

Naja, auf jeden Fall hat es uns super gefallen in Lokossa. Die Leute waren so freundlich und – im Gegenteil zu anderen sehr touristischen Gegenden – hat man uns hier nicht ständig um Geschenke oder Geld gebeten. Und die Kinder, die sich nicht von unserem Anblick erschrecken ließen, haben uns jedes Mal fröhlich mit diesem Liedchen begrüßt:

Montag, 7. September 2009

Die Diplomaten, wirklich?

Am Samstag, dem 11. August, waren wir im Center für die Förderung des Kunsthandwerkes in Cotonou und waren überrascht, dort Elfenbeinprodukte ganz offen ausgestellt zu finden. Wir fragten den Kunsthändler, wo diese Produkte herkommen und waren überrascht, als er ganz offen zugab, dass das Elfenbein von illegal gejagten Elefanten stammt. Wir fragten wer denn Elfenbeinprodukte kauft, da ‚normale’ Touristen doch an der Grenze Probleme bekommen würden und hörten, dass es die Diplomaten sind, die solche verbotenen Sachen über die Grenze schmuggeln, da sie ja vom Zoll nicht kontrolliert werden…

Das erinnerte uns an eine Unterhaltung, die wir hatten mit unserem Touristenführer vom Pendjari National Park, welcher uns sagte, dass in einigen Restaurants in Benin Fleisch von wilden Tieren angeboten wird. Natürlich nicht offen, aber wenn ein Tourist fragt, dann kann er unter Umständen ‘Glück haben’ und das wertvolle Fleisch serviert bekommen (in aller Regel handelt es sich dabei um Antilopenfleisch). Auch hier werden die Tiere in aller Regel illegal getötet, aber – wie uns geschockten Touristen der Touristenführer versicherte – sind das keine Tiere von Benins Nationalparks, sie wurden in Togo gejagt… als ob das die Situation besser machen würde.

Da kann man nur hoffen, dass Diplomaten und Touristen sehr bald weiser werden und aufhören mit ihrem Verhalten das illegale Abschlachten von Afrikas wilden Tieren zu fördern.

Afrikas Beitrag

Ich muss sagen (und das ist mir jetzt schon in vielen Plätzen Afrikas aufgefallen) viele Afrikaner beteiligen sich nicht nur aktiv an der globalen Umweltverschmutzung, sondern scheinen sich dessen noch nicht einmal bewusst und/oder es stört sie nicht besonders (allerdings hört man schon ab und zu die Beschwerde, dass die Industrieländer den Klimawandel verursachen und damit Afrika noch mehr leiden lassen). Tatsache ist, dass die Strassen hier voll sind mit Gebrauchtfahrzeugen, die in Europa keinen TÜV bestehen würden. Ähnliches gilt für Haushaltsgeräte (vor allem Kühlschränke). Müll liegt so ziemlich überall herum und manchmal sieht man Leute, die ihren Müll einfach verbrennen, egal was für Schadstoffe dadurch freigesetzt werden. Auch Plastiktüten werden viel zu leicht mitgegeben, wenn man etwas kauft (öfters muss man sogar richtig nachdrücklich Nein sagen, um keine Plastiktüte zu bekommen)…Ich könnte bestimmt noch ’ne ganze Weile weitere Beispiele aufzählen.

Sicherlich hängt davon vieles mit Mangel an Geld zusammen – ich kann mir gut vorstellen, dass so einige Afrikaner auch lieber ein neues Auto oder neuen Kühlschrank hätten – oder auch einer unzulänglichen Infrastrukture (z.B. ein ordentliches Müllentsorgungssystem), aber ich glaube, dass hier auch eine ungenügende Bildung und Ermutigung zur Gewohnheitsänderung eine Rolle spielen…

Leben in einer Wolke

…aus Abgasen. Und davon gibt es in Cotonou sicherlich genügend. Diese Stadt ist so wahnsinnig verschmutzt mit all ihren Zemi-Johns (Taxi-Motorrädern) und den anderen verrückten Fahren auf den chaotisch überfüllten Strassen, dass jede Gelegenheit mal raus zu kommen eine willkommene Abwechselung war.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum sind wir trotzdem sieben lange Wochen dort geblieben? Naja, Nico wollte halt im Microfinanzsektor helfen. Ursprünglich wollte er nur ein paar Interviews machen mit Menschen, die einen Microkredit bekommen haben. Allerdings bevor er damit beginnen konnte, musste er erst einmal an der Verbesserung der Kommunikation und dem Datenaustausch zwischen der Institution in Benin und seinem Partner in Frankreich arbeiten. Dadurch wurde unser Aufenthalt schon mal um einiges länger als geplant. Die Erfahrung war allerdings überaus interessant für Nico und mich aber auch (ich habe Nico ein wenig bei den Interviews geholfen). Wir haben viel über die Microfinanzierung gelernt und hatten auch so einige interessante Unterhaltungen über die Entwicklung Afrikas gehabt mit sowohl Ortsansässigen verschiedenen Bildungsniveaus sowie Ausländern unterschiedlicher Herkunft.

Abgesehen davon, haben die Tatsache dass Nico gleich zu Beginn unseres Aufenthalten krank geworden ist und dann noch einmal am Ende unseres Aufenthalten, sowie ein einmonatiger Schlagabtausch mit der Visastelle, um deren ungerechtfertigte Busgeldforderung – man könnte es auch als Bestechungsgeld bezeichnen – abzuwehren, natürlich auch dazu beigetragen, dass wir etwas länger geblieben sind…

Freitag, 7. August 2009

Unter der Brücke

Nico war krank … und was hab ich gemacht: ihn kurzerhand unter einer Brücke abgesetzt … (bei ein paar sehr führsorglichen Herren: einer hat Nico seinen Anorak ausgeliehen und ein weiterer hat Nico seinen Kasten als Windschutz angeboten … echt lieb!)

Ich weiß, dass klingt sehr gemein von mir. Ich hatte es aber wirklich bloß gut gemeint. Am Besten ich fange mal von vorne an. Also, gleich am Tag nach unserer Ankunft in Cotonou wurde Nico krank. Er hatte Fieber, alle möglichen Schmerzen und auch noch Probleme mit dem Verdauungsapparat. Ihm ging es so schlecht, dass wir es für besser hielten ihn von einem Arzt untersuchen zu lassen. Der Herr an der Hotelrezeption hatte mir gesagt, dass gleich um die Ecke eine Klinik ist. Als wir allerdings los sind, ist Nico vor mir rausgeeilt und hat auf dem Weg sich die Wegbeschreibung von dem Pförtner geben lassen, welcher Nico aber zu einer anderen Klinik in entgegen gesetzter Richtung gewiesen hat. Als wir dort ankamen, war es eine Klinik nur für Frauen und Kinder, also nicht ganz das Richtige für Nico. Wir haben gleich nachgefragt, wo die nächstgelegene geeignetere Klinik ist. Leider sind die Afrikaner aber nicht ganz so geübt in Punkto präzise Wegbeschreibung geben, so dass wir erst einmal durch das Stadtviertel geirrt sind. Dann fing es auch noch an zu regnen. Zum Glück war da jedoch die Brücke, als es richtig anfing zu gießen. Da der Regen auch nach mehreren langen Minuten des Wartens nicht weniger wurde, hatte ich letztendlich beschlossen alleine zurück zum Hotel zu rennen (es war nur fünf Minuten entfernt), um die Regenjacken zu holen. Nico hatte ich in der Zwischenzeit in der Obhut der Herren unter der Brücke gelassen. Ich wollte ja nicht dass er so krank wie er war auch noch durchnässt wird. Auf dem Rückweg zur Brücke habe ich dann auch endlich die Klinik gefunden und sie war wirklich gleich um die Ecke von unserem Hotel. Ich hab Nico abgeholt und dann schnell zur Klinik gebracht…

Freitag, 10. Juli 2009

Ich hab wieder zugelegt…

Nico war ja richtig geschockt, als er mich nach dreieinhalb Monaten wieder sah. Ich hatte 10kg abgenommen. Wie ich das geschafft hab, weiß ich selber nicht so genau; Absicht war es jedenfalls nicht. Das gute ist, jetzt darf ich – offiziell auch von Nico – essen, was ich will (inklusive viele fettige Speisen und Süßes) und Nico gibt mir auch gerne noch ein wenig extra von seinem Teller dazu. Und es hat schon geholfen. Ich weiß zwar nicht wie viel ich zugelegt habe, aber die Hosen werden schon wieder etwas enger. Mal schauen, in Cotonou wollen wir beginnen uns wieder ein wenig sportlich zu betätigen. Wir wollen ja schließlich nicht, dass die neuen Pfunde ausschließlich als Fett gespeichert werden. Und, natürlich, esse ich nicht nur fettige und süße Sachen. Ich versuche schon auch ausgewogen und gesund zu essen… ;-)

Afrikas wilde Tiere

Afrikas wilde Tiere sind doch immer wieder eine gern gesehene Touristenattraktion. Beinah hätte ich schon gedacht, dass Schafe, Ziegen und Kühe so das wildeste sind, was es hier in Afrika noch zu sehen gibt (mal abgesehen von den paar Tierchen, die ich da im Nationalpark Fazao-Malfakassa gehen hatte, und den Nilpferden in Banfora), dann aber sind wir im Nationalpark Pendjari gewesen und da gibt es tatsächlich noch einige von den Tierarten für die Afrika so bekannt ist. Und ihre Zahl ist dort sogar steigend (was für Afrika leider nicht gerade typisch ist).

Gleich das erste Tier, dem wir begegnet sind war ein Elefant, d.h. eine Gruppe von vier Elefanten. Dann später kamen noch weitere Elefanten hinzu – insgesamt haben wir sie vier mal gesehen – dann noch jede Menge verschiedene Antilopen, zwei Affenarten, eine Art Wildschwein, Nilpferde, jede Menge Vögel, sogar zwei Schildkröten und drei Büffel (über die ich mich riesig gefreut hatte, da wir sie erst am zweiten morgen gesehen haben, nachdem wir den gesamten Abend des ersten Tages und den größten Teil des zweiten morgens mit Löwensuche zugebracht hatten).

Soweit wie wir wissen, waren die Löwen nicht weit von uns entfernt (und wie wir am Ende von einem Parkwärter erfahren hatten, wurde auch ein Gepard ganz in der Nähe von unserer Schlafstätte gesichtet), aber wir konnten sie nicht finden. Ein paar frische Tatzenabdrücke von einer Löwin und ein entferntes Brüllen war leider alles. Ein Journalist und ein französischer Student, die an einem Dokumentarfilm arbeiteten, hatten noch am Tag zuvor paarungsbereite Löwen ganz in der Nähe vom Hotel gesichtet. Allerdings auch zusammen mit dem Journalisten Team konnten wir sie nicht zurückfinden. Das Gras war leider schon zu hoch (daher sollte man ja auch am Ende der Trockenperiode den Park besuchen und nicht erst am Anfang der Regenzeit…). Schade! – Oder in Nico’s Worten: Da bleibt uns wenigstens noch etwas für den nächsten Besuch…

Eh du, Kamel!

Während unseres Ausfluges in die Sahel mussten wir auch einen kleinen Fluss durchqueren. Ich hatte zum Glück den Kamelhüter bei mir auf dem Kamel, und war sicher, dass er mich da sicher rüber bringt. Nico folgte uns, bereit ein paar Bilder zu schießen … aber oh, sobald er im Wasser war, wollte sein Kamel auch schon in die Knie gehen, höchstwahrscheinlich um im kühlen Wasser ein erfrischendes Bad zu nehmen. Nico hatte noch immer den Fotoapparat in einer Hand und hielt sich mit dem anderen am Sattel fest – so ein Kamel bewegt sich schon ganz schön extrem, wenn es nach unten geht. Er war erst einmal ein wenig verwirrt. Unsere Begleiter schrien ihm zu, dass er seine Füße fest auf den Nacken des Tieres pressen solle, damit das Kamel sich daran erinnert, dass er noch drauf sitzt, und dass er mit dem Seil mal dem Kamel einen Klapps verpassen soll, so dass es wieder aufsteht. Natürlich musste alles relativ schnell passieren, da ansonsten unser Rucksack, welcher an Nicos Sitz hing, baden gegangen wäre und mit ihm auch mein neuer Computer. Aber wenn beide Hände bereits in Gebrauch sind, ist das natürlich nicht leicht. Schließlich sollte ja auch der Fotoapparat nicht ins Wasser fallen. Aber, unser Nico schafft so was natürlich … man hätte mal so allgemein Nico auf dem Kamel bewundern sollen: ein- oder freihändig, völlig entspannt, immer mal so vom Weg abschweifend, also richtig cool… (Während ich mich angespannt ständig mit beiden Händen am Sitz festklammerte).

Der Sandsturm

Während unseres Kamelabenteuers in Burkina’s Sahel, sollten wir die erste Nacht unter den Sternen geschlafen. Am Abend als wir uns schlafen legten war der Himmel klar und sah schön aus mit seinen vielen Sternen... dann am frühen morgen wachte ich vom Wind und Sand der mir ins Gesicht wehte auf. Einige Wolken hatten sich gebildet. Nico – der ebenfalls munter geworden war – und ich fragten uns, ob es bald regnen würde. Wir weckten unsere zwei Begleiter auf, um deren Expertenmeinung zu hören. Sie versicherten uns das ‘Regen unwahrscheinlich’ ist und ‘auch falls es regnen würde wir genügend Zeit hätten, um zum Unterschlupf zu gelangen’. Im guten Glauben, dass die Herren sich auskennen, legten wir uns wieder hin, allerdings blieb ein wenig Unruhe und so beobachteten wir auch weiterhin hin und wieder den Himmel, welcher dunkler und dunkler wurde. Irgendwann sahen wir dann eine dunkle Wand, die näher und näher kam. Wir hatten bereits nach und nach uns auf einen plötzlichen Aufbruch vorbereitet (man weiß ja nie) und unsere Sachen zusammengepackt. Beim Anblick dieser Wand fanden wir, dass es Zeit ist unsere Begleiter noch einmal aufzuwecken. Dieses Mal waren sie der Meinung, dass es höchste Zeit ist zum Unterschlupf zu gehen und wirklich die Zwei waren schnell auf den Beinen. Wir hatten gerade noch genug Zeit um unsere sieben Sachen unter den Arm zu klemmen, als ein heftiger Sandsturm loslegte (Nico hatte zum Glück gerade noch seine Lampe im Sand neben der Lagerstätte wieder gefunden). Der Sandsturm war so heftig, dass wir fast nichts sehen konnten (Nico’s Lampe half enorm) und kaum vorwärts kamen mit dem ganzen Gepäck. Wir fanden dann auch den Unterschlupf – ein Schulgebäude – und gerade als wir ankamen ging der Regen los. Im Großen und Ganzen, haben wir alles gut überstanden, allerdings waren wir voller Sand (Augen, Mund, Haare, Kleidung…).

Der schöne blaue Vogel mit dem langen Schwanz

…Nico hatte sich richtig in ihn verliebt, als er ihn das erste Mal am Straßenrand auf dem Weg nach Banfora gesehen hat. Seitdem hat er immer wieder nach ihm gesucht, um doch noch ein schönes Foto zu bekommen. Das hat sich allerdings als richtige Herausforderung herausgestellt. Wir haben ihn überall in Burkina und auch hier in Benin wieder gesehen. Einige Bilder sind besser gelungen als andere, aber keines ist richtig toll. Naja, wenigstens kennen wir jetzt seinen Namen: Langschwanz-Glanzstar (Lamprotornis caudatus).

Burkina Faso

Zweieinhalb Wochen in Burkina Faso und wir haben einiges gesehen und erlebt.

Unten im Südwesten haben wir unsere ersten Nilpferde gesichtet (und das gleich zweimal: am morgen als sie noch ganz verschlafen waren und am Abend als sie vor lauter Hunger laut und aktiv waren); Wir haben heilige Fische gefüttert (eine Opfergabe sozusagen), einen Wasserfall und interessante Bergformationen besucht und dann auch noch verschiedene kleine Dörfer. Da diese Region und vor allem Bobo eher artistisch veranlagt ist, war sie dann auch ein idealer Ort für Nico’s erste Djembé-Unterrichtsstunde (Afrikanische Trommel), die er dann auch ganz toll fand. Außerdem war eines unserer Hotels in der Nähe eines SOS-Kinderdorfes, sodass wir die Möglichkeit hatten mal ein solches zu besuchen. Man will ja schließlich wissen, ob die Spenden auch ankommen … ich würde sagen, die machen da wirklich gute Arbeit.


Im Norden haben wir dann einen kleinen Ausflug mit dem Kamel gemacht, dabei unter freiem Himmel in den Dünen und einem kleinen traditionellem Dorf geschlafen bevor wir am dritten Tag zusammen mit den Handelsleuten nach Gorom-Gorom zum berühmten wöchentlichen Markt gezogen sind (allerdings scheinen die Handelsleute heutzutage nicht mehr in Kamelkaravanen zu reisen, sondern mit eselgezogenen Wagen, Fahrrädern, Motorrädern und was auch sonst noch bequemer und schneller ist). Ein nächtlicher Sandsturm und ein schmerzendes Hinterteil waren natürlich im Preis inbegriffen und so waren auch die extrem verschmutzten Sachen und die Busfahrt zurück in die Hauptstadt mit einem Bus ohne Fenstern und mit Hühnern die von den Gepäckfächern über den Sitzen fielen.

Burkina ist wirklich ein schönes und vielseitiges Land mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Das Essen ist super, so ich muss zugeben, dass wir auch so manche eher Europäische Mahlzeit genossen haben. Wir haben so manche örtliche Köstlichkeit probiert, wie zum Beispiel einen Getreidebrei mit frischer Kuhmilch in dem Dorf, wo wir während unseres Kamelausflugs übernachtet hatten, oder Foutou mit verschiedenen Soßen. Auch Omelette auf Butterbaguette zum Frühstück war eine leckere Alternative zum eher Europaeischen Frühstück, dass uns in einigen Hotels serviert wurde.

Die Zugfahrt

Es gibt ja nicht gerade viele Zugverbindungen in Westafrika. Daher waren wir auch umso aufgeregter als wir hörten, dass es da einen Zug zwischen Ouagadougou und Banfora gibt. Samstag früh um 7:30 sollte er losfahren (schön, dachten wir, wenn er früh losfährt, kommt er noch vor Sonnenuntergang an) ... der Zug fuhr mit 6.5h Verspätung los! Wir warteten geduldig so ziemlich die gesamte Zeit in einem kleinen Park gegenüber dem Bahnhof – entspannend und eine erste Gelegenheit für Nico, um mit Afrikas Kindern zu spielen (und die hatten sich riesig gefreut, dass wir ihnen soviel Aufmerksamkeit schenkten). Die Zugfahrt selber war langsam und mit den Plastiksitzen nicht gerade bequem (wir hatten allerdings Glück, dass es bewölkt war und damit nicht zu heiß und auch dass an diesem Tag das Fußballspiel Côte d’Ivore gegen Burkina Faso angesagt war und damit ausreichend Platz im Zug). Insgesamt eine tolle Erfahrung; wir die einzigen Weißen unter den westafrikanischen Reisenden. Um Mitternacht hatten wir dann auch endlich Bobo-Dioulasso erreicht und da Banfora noch drei Stunden weiter gewesen wäre, sind wir dann doch schon hier ausgestiegen … das war dann genug für eine erste Erfahrung.
 
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